Das war das Soja-Fusion-Event „Von der Weltausstellung 1873 bis zur Soja-Fusion-Küche heute“
Soja-Fusion-Event Japan – Österreich
Für Kopf und Bauch! Die Besucher und Besucherinnen des Soja-Fusion-Events am 26. September 2019 im Volkskundemuseum Wien kamen – im wahrsten Sinn des Wortes – in den Genuss eines abwechslungsreichen Programms. Serviert wurden Vorträge, Produktpräsentationen und Verkostungen, Workshops und ein klimaschonendes Buffet.
„Von hier aus gelangte die Sojabohne in die westliche Welt“
Wussten Sie, dass in den Räumlichkeiten des heutigen Volkskundemuseums Wien im 19. Jahrhundert die Universität für Bodenkultur ansässig war? Hier arbeitete der damalige Rektor und Sojapionier, Friedrich Haberland, an seinen Forschungen und setzte so den Startschuss für den Sojaanbau in der westlichen Welt.
In ihren Begrüßungsworten strichen Matthias Beitl, Direktor des Volkskundemuseums Wien, Magdalena Puchberger, Leiterin des Projektes „SOJA. Wissen – Gesellschaft – Stadt“ am Volkskundemuseum Wien, und Karl Fischer, Obmann des Vereins Soja aus Österreich, die Bedeutung Haberlandts für die internationale Sojaforschung heraus.
Auf eine Reise in die Geschichte …
… zurück zur Weltausstellung 1873 im Wiener Prater nahm anschließend Bettina Zorn die Gäste mit. Sie ist Kuratorin der Sammlung Ostasien im Weltmuseum Wien und lies aufhorchen, als sie von einem Paket gefriergetrocknetem Tofu berichtete. Das gute Stück befindet sich noch immer im Museumsarchiv. Dieses Gustostückerl und viele andere aus Soja hergestellte Lebensmittel entdeckte Friedrich Haberlandt vor rund 150 Jahren auf der Wiener EXPO. Die Freude war groß, als ihm eine japanische Delegation dort auch eine Kiste mit Sojabohnen überreichte. Diese waren das Ausgangsmaterial für seine Anbauversuche.
Kulinarisches Potenzial
Haberlandt war zwar überaus begeistert vom Nährwert der Sojabohne, ließ sich kulinarisch jedoch nicht von den japanischen Vorbildern inspirieren, erläuterte Elisabeth Fischer, Kochbuchautorin, in ihrem Streifzug durch die Entwicklungsgeschichte von Sojalebensmitteln in Österreich. Erst ab den 1970er-Jahren wurden Tofu & Co. auch hierzulande hergestellt. Langsam erkannte man das kulinarische Potenzial dieser asiatischen Grundnahrungsmittel, so dass heute zahlreiche regionale Produzenten eine große Auswahl an Produkten aus österreichischen Sojabohnen herstellen. Die steigenden Verkaufszahlen geben ihnen Recht.
Erfolgreiche österreichische SojaproduzentInnen
Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher konnten sich vor Ort von der Vielfalt jener heimischen Bio-Sojaprodukte überzeugen, die sich heute erfolgreich am nationalen und internationalen Markt etabliert haben.
Darunter Knabbersoja von Landgarten, Tofu in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, Texturen und Variationen der Unternehmen Evergreen und Sojarei oder rein mechanisch und thermisch gewonnenes Sojatexturat von Soja Austria, das demnächst auf den Markt kommt.
Kulinarische Soja-Geschichte geht weiter
Aktuell steht die nächste Generation an regionalen Soja-PionierInnen in den Startlöchern. Fermentieren ist das Schlagwort. Einige von ihnen produzieren in kleinen Manufakturen natürlich fermentierte Sojaprodukte, in Asien schon lange Tradition. Sie ließen an Ihrem Wissen um diese traditionellen Herstellungsmethoden teilhaben und kredenzten den Gästen kreative Weiterentwicklungen in Form neuer Geschmackserlebnisse: Wiener Miso von Sirkka Hammer (Wild & Wunder), Natto und Tempeh von Wolfgang Wurth (Fairmento) sowie Sojasoße aus heimischen Sojabohnen von Viktor Gruber und seinem Team (LUVI Fermente).
Doch die unscheinbare Bohne kann noch mehr: Am Stand von Ernst und Ute Friedrich (Bona Terra) gab es Edamame aus eigenem Anbau und frisch geerntet zu verkosten. Edamame ist eine spezielle grüne Sojabohnensorte, die in der Hülse gekocht und leicht gesalzen direkt zum Knabbern einlädt.
Sojabohnen und Wasser sind die Zutaten für Sojadrink. Wie man diese selbst schnell und einfach herstellen kann, demonstrierte Nan Pustelnik-Zhao (AND SOY) an ihrem Stand. Und wer schon immer wissen wollte, wie Tofu in der eigenen Küche zubereitet werden kann, lernte das bei Ulla Wittman (MANUFABA).
Der Höhepunkt: Das Buffet
So viel Programm weckten den Hunger auf Kostproben und machte Appetit auf mehr. Im Gartensaal des Volkskundemuseums mit Blick auf die wohl erste Anbaufläche von Sojabohnen in Österreich warteten mehr als 600 Probierhäppchen auf die BesucherInnen des Abends:
- Erdäpfelsalat mit zart geräuchertem gebratenen Tofu
- Kräuter-Tabuleh mit Granatapfel
- Tortilla mit würzig gebratenen Soja-Slices und Salsa
- Kleine Tofu-Kokos-Burger mit Zwetschken-Chutney
- Tofu-Nuss-Germkuchen mit Apfel-Holler-Röster
Koch Ibo Altun und sein Team setzten die Rezepte von Elisabeth Fischer perfekt um und richteten sie in einzigartiger Weise an – schon der Anblick war ein Genuss! Die Menüzusammenstellung bewies, dass auch ein vegetarisches Buffet selbst bei gestandenen FleischliebhaberInnen keine Wünsche offenlässt. Und eine Besucherin meinte sogar treffend: „Morgen gehen unsere Kinder für Klimaschutz im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung auf die Straße und heute gibt es das Essen dazu.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Außer: Es hat offensichtlich geschmeckt, denn die rund 100 Gäste ließen vom Buffet nichts mehr übrig.
Ein Tipp zum Abschluss: Den Soja-Blog des Volkskundemuseums legen wir Ihnen wärmstens ans Herz!
Fotogalerie
Herzlichen Dank an den Fotografen des Abends Dominik Stixenberger.