Weg mit der Luxussteuer auf Sojadrinks!
Konsumenten zahlen für Kuhmilch 10 % Umsatzsteuer, für Sojadrinks & Co. dagegen 20
(Presseaussendung, 26. Februar 2021) Pflanzliche Milchalternativen werden in der Besteuerung substanziell benachteiligt. Herr und Frau Österreicher zahlen für Sojadrinks & Co. 20 % Umsatzsteuer, für Kuhmilch nur die Hälfte. Wir fordern deshalb eine rasche Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Soja-, Hafermilch & Co. Diese unverständliche Benachteiligung gegenüber tierischen Quellen muss in Zeiten der Debatten über Klimaschutz ein Ende finden. Sie ist auch aus sozialen Gründen mehr als bedenklich.
Konsumenten zahlen drauf
Milchprodukte von Kuh, Schaf oder Ziege stehen in den Regalen des Lebensmittelhandels generell mit einem Umsatzsteuersatz von 10 %, egal ob es sich um Getränke, Desserts, Butter oder Käse handelt. Diese Produkte genießen allesamt den ermäßigten Steuersatz, weil sie als Grundnahrungsmittel kategorisiert sind. Ganz anders ist es bei Erzeugnissen, die auf pflanzlicher Basis hergestellt werden. Bei vegetarischen Alternativen zu Milchgetränken wie etwa Soja- oder Haferdrinks kommt der Normalsteuersatz mit 20 % zur Anwendung. Klassische Milchprodukte etwa von der Kuh können mit dem halben Steueraufschlag von 10 % verkauft werden und sind somit für Konsumentinnen und Konsumenten preislich attraktiver.
Verwirrung pur
Besonders irritierend ist der ermäßigte Steuersatz bei einem Mischprodukt aus 50 % Kuhmilch und 50 % Haferdrink, das seit zwei Jahren sehr viel Zuspruch bei den Kunden findet. Gar nicht mehr nachvollziehbar ist es, dass eine Joghurtalternative auf Sojabasis, also ein fermentierter Sojadrink, mit 10 % Umsatzsteuer im Regal steht, während der Finanzminister beim ebenfalls zur Gänze aus Sojabohnen hergestellten Sojadrink 20 % Umsatzsteuer kassiert.
Verein Soja aus Österreich fordert sofortiges Ende der Benachteiligung
Auf diese mehr als unverständliche Diskriminierung macht der Verein „Soja aus Österreich“ aufmerksam, eine Organisation, in der alle maßgeblichen Akteure der heimischen Sojawirtschaft zusammengeschlossen sind. In den letzten Jahren hat der Konsum von Produkten auf Pflanzenbasis stark zugenommen, ganz besonders seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Vielfalt der Rohstoffe ist enorm, neben Soja haben sich etwa Produkte aus Hafer, Mandeln, Reis und Dinkel auf den Einkaufszetteln der Konsumentinnen und Konsumenten einen fixen Platz erobert.
Noch vielfältiger ist der Reigen der daraus hergestellten Erzeugnisse: Neben Drinks und Desserts gibt es in den heimischen Regalen immer mehr Tofu in verschiedensten Varianten sowie eine zunehmende Anzahl an vegetarischen und veganen Aufstrichen. „Die heimischen Verarbeiter sind hier außerordentlich kreativ und mit ihren Geschäftsfeldern auch international wettbewerbsfähig. Der Exportanteil von Sojaprodukten aus Österreich beträgt rund 75 Prozent“, sagt Karl Fischer, Obmann des Vereins „Soja aus Österreich“. Die Firma MONA-Naturprodukte mit Sitz in Wien hat sich besonders hervorgetan und ist in Europa mittlerweile die Nummer zwei im Segment der pflanzlichen Milchalternativen.
Pflanzendrinks am Weg in offizielle Ernährungsempfehlungen
Die Nachfrage nach diesen Produkten nimmt ungebrochen zu. Vegetarier und Veganer greifen genauso gerne zu wie eine ständig steigende Anzahl an Flexitariern, also Menschen, die bewusst an mehreren Tagen in der Woche auf tierische Lebensmittel verzichten. Beim Kauf spielen Überzeugungen und Einstellungen eine große Rolle, insbesondere das Bewusstsein in Sachen Tierwohl und Nachhaltigkeit. Pflanzliche Alternativen zur Milch sind mittlerweile aber nicht nur in den Einkaufskörben angekommen, sondern auch in vielen offiziellen Ernährungsempfehlungen: Weltweit wurden sie bereits in 23 Ländern als Alternative zu Kuhmilch in die jeweiligen nationalen Ernährungsrichtlinien aufgenommen. Österreich hinkt auch hier hinten nach.
Aktuelle Umsatzsteuerregelung ist weder sozial noch umweltgerecht
„Umso unverständlicher ist nun, dass Milchalternativen aus pflanzlichen Rohstoffen mit dem doppelten Steuersatz im Vergleich zu Kuhmilchprodukten belastet sind“, sagt Fischer. Aus diesem Grund fordert der Verein „Soja aus Österreich“ von der Bundesregierung eine Halbierung des Umsatzsteuersatzes für diese alternativen Getränke.
„Es kann nicht sein, dass zwei verschiedene Eiweißquellen unterschiedlich besteuert werden. Die Diskrepanz ist unlogisch und sachlich nicht begründbar. Die Regelung dürfte aus der Nachkriegszeit stammen, wo Grundnahrungsmittel steuerlich bessergestellt wurden. Es ist höchst an der Zeit, diese Regelung an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anzupassen. Gerade in Zeiten des Klimawandels müssen pflanzliche Getränke als Grundnahrungsmittel anerkannt werden“. Und vor allem ist es völlig unverständlich, dass der Finanzminister etwa bei Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen laktosefreie Alternativen kaufen müssen, tiefer in die Tasche greift. Genau das Gegenteil müsste der Fall sein.